
Neuer Blitzer erwischt 1.200 Tempoverstöße
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der NW zur Verfügung gestellt. Dieser Artikel erschien ursprünglich in der NW vom 13.01.2025 (Artikel im ePaper der NW).
Seit Oktober überwacht die Anlage das Tempolimit an der Ellerbuscher Straße. Eine erste Bilanz zeigt, dass dort noch immer gerast wird. Befürworter sehen sich in ihrem Kampf bestätigt.
Löhne. Manche hatten für ihn gekämpft, viele ihn für unnötig gehalten. Mittlerweile aber hat der neueste Blitzer der Werrestadt einen festen Platz an der Ellerbuscher Straße gefunden. Seit Oktober vergangenen Jahres misst die Anlage die Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge – und hat sich in den ersten drei Monaten ihres Bestehens schon bestens bewährt. Das jedenfalls geht aus einer ersten Bilanz hervor, die der Kreis Herford auf NW-Nachfrage vorgelegt hat. Und die hat es durchaus in sich.
Zwischen der Allee des Grundgesetzes und der Löhner Feuerwache müssen Autofahrer auf der Hut sein. Eigentlich würde hier Tempo 100 gelten, liegt die Ellerbuscher Straße doch in diesem Abschnitt außerhalb einer geschlossenen Ortschaft. Wegen der unübersichtlichen Kreuzung, bei der gleich mehrere Straßen und Radwege aufeinandertreffen, war die Höchstgeschwindigkeit jedoch schon in der Vergangenheit auf 70 Kilometer pro Stunde gedrosselt worden, im März 2022 schließlich auf Tempo 50.
Offenbar aber halten sich auch knapp drei Jahre später noch längst nicht alle Verkehrsteilnehmer an diese Regelung. Seit ab Herbst des vergangenen Jahres ein fester Blitzer die Geschwindigkeit an Ort und Stelle überwacht, sind jedenfalls schon etliche Fahrer in die Radarfalle getappt. Insgesamt waren es nach Angaben von Kreissprecher Patrick Albrecht knapp 1.200 – innerhalb von nur drei Monaten. Pro Tag erwischte die Anlage im Schnitt fast zwölf Autofahrer mit zu hoher Geschwindigkeit.
Laut Albrecht hat der Blitzer am 30. September vergangenen Jahres seine Arbeit aufgenommen. Nach exakt 100 Tagen lässt sich feststellen, dass insbesondere Fahrer in Richtung Westen es nicht ganz so genau nehmen mit dem Tempolimit. „Er blitzt in beide Richtungen und hat in Fahrtrichtung Kirchlengern bislang 759 Mal ausgelöst, in Fahrtrichtung Lübbecker Straße 431 Mal“, sagt Albrecht. Und nicht nur die schiere Menge lässt aufhorchen, sondern auch einzelne Verstöße: „Die höchste gemessene Geschwindigkeit war 102 km/h, also eine Überschreitung um 52 km/h.“
Dass sich manche Verkehrsteilnehmer mit der Tempo-50-Regelung schwertun, zeigte sich schon bei einem Versuch vor rund eineinhalb Jahren. Damals hatte der Kreis Herford einen mobilen Blitzer an der Kreuzung aufgestellt. Innerhalb von nur vier Tagen löste das Messgerät stolze 156 Mal aus. Auch der für die Ellerbuscher Straße zuständige Landesbetrieb Straßen NRW hatte sich lange gegen ein Tempolimit gesträubt und selbiges nur widerwillig verhängt.
Und das trotz langwieriger Debatten um mehr Sicherheit an der besagten Stelle, nachdem dort im September 2021 eine 14-jährige Radfahrerin von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden war. Weil die Polizeistatistik den Bereich nicht als Unfallschwerpunkt einstufte, lehnte Straßen NRW die Maßnahme als „zu starken Eingriff in den Verkehr“ ab, stand mit dieser Haltung am Ende aber ziemlich alleine da: Sowohl die Kreispolizeibehörde als auch Rat und Verwaltung der Stadt Löhne sprachen sich nach monatelangem Hin und Her für das Tempolimit aus.
Und am Ende sogar für eine dauerhafte Überwachung zur Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit. Eine solche hatte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen unmittelbar nach dem schweren Unfall ins Gespräch gebracht. Weil aber in der Folge gleich mehrere Maßnahmen zur Sicherung des Radverkehrs umgesetzt worden waren – unter anderem neue Schilder und Markierungen sowie eine Querungssicherung –, war die Forderung vorübergehend aus dem Blickfeld verschwunden.
Nach Einführung des Tempolimits und mit Blick auf die Ergebnisse des Blitzversuchs aber wurde die Anlage dann doch noch umgesetzt. Sowohl der Landesbetrieb als auch die Stadtverwaltung Löhne waren der Meinung, dass ein fester Blitzer die Sicherheit deutlich erhöhe.
Durch die dauerhafte Tempo-Überwachung, so hieß es seinerzeit aus dem Rathaus, werde „die Anzahl der Verstöße erfahrungsgemäß erheblich abgesenkt und ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn erzielt“.
Ähnlich äußerte sich damals auch Kreissprecher Patrick Albrecht: „Ein Blitzer erscheint hier als das beste Mittel, der hohen Zahl an Geschwindigkeitsübertretungen entgegenzuwirken.“
Bewahrheitet hat sich das indes bislang nicht. Im Gegenteil erscheint die registrierte Anzahl der Verstöße vergleichsweise hoch. Grünen-Fraktionschefin Silke Welling aber glaubt dennoch, dass sich der Einsatz für den Blitzer gelohnt hat. „Die Zahlen bestätigen ja unsere Einschätzung, dass an der Stelle gerne gerast wird und Radfahrer dadurch besonders gefährdet sind“, sagt sie. Wie es um die Sicherheit bestellt wäre, wenn gar nicht erst überwacht würde, mag sie sich gar nicht ausmalen.
Bei der Hoffnung, dass sich die Anlage weiter herumspricht und sich künftig mehr Fahrer an das Tempolimit halten, möchte sie es aber nicht belassen. „Vielleicht müssen wir im Sinne der Radfahrer auch noch einmal über eine Bedarfsampel nachdenken. Das ist noch nicht vom Tisch.“