
Grüne wollen Röbkebach erhalten
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der NW zur Verfügung gestellt. Dieser Artikel erschien ursprünglich in der NW (Artikel im ePaper der NW).
Autor: Felix Eisele
Die Fraktion sieht das Gewässer als Opfer der
Mineralwasserproduktion. Jetzt positioniert sie sich klar gegen eine
weitere Reduzierung der Auslaufmenge.
Löhne (nw/fei). Die Limitierung des Röbkebachs in Löhne-Ort hat auch in der Politik für
Unruhe gesorgt. Nachdem zuletzt öffentlich wurde, dass die Wassermenge ein weiteres
Mal zugunsten der Mineralwasserproduktion reduziert werden könnte, positioniert sich
die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen klar gegen dieses Vorhaben. Stattdessen
fordert sie sogar eine teilweise Rücknahme der bisherigen Drosselungen.
Erst im März hatte die NW über den zunehmenden Verfall des Röbkebachs berichtet. Das Gewässer entspringt einer Quelle auf dem Geiseberg, die sich aus dem gleichen
Grundwasserleiter speist wie die von den Mineralwasserkonzernen genutzten Brunnen.
Nachdem der Kreis Herford vor nunmehr zehn Jahren den Zugruff aufs Grundwasser
begrenzte, wurde der Auslauf in den Röbkebach im Lauf der Jahre dreimal gedrosselt.
Mittlerweile sprudelt nur noch etwas mehr als ein Drittel der ursprünglichen Menge,
während die Fördermenge für Mineralwasser konstant blieb. Eine vierte Drosselung wird derzeit geprüft. Dass der Röbkebach im Streit ums Grundwasser das Nachsehen hat, halten die Löhner Grünen für eine falsche Priorisierung. Zum einen, weil entlang des Gewässers schützenswerte Biotope gedeihen. Zum anderen wegen seiner Bedeutung für Löhne. „Schon immer, bis heute, ist er Naturerfahrungsraum für viele
Kindergenerationen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Fraktion. Darüber hinaus sei
er über die Jahre zum Wäschewaschen, für Biberzucht oder auch zum Angeln genutzt
worden.
Auch der Kreis Herford habe dem Bach einmal eine höhere Bedeutung beigemessen,
heißt es weiter. Durch den Bau der Kanalisation in den 1970er Jahren sei er von
Abwasser befreit, ab 2007 sogar renaturiert worden. „Parallel empfahl ein von der Stadt
Löhne 2002 in Auftrag gegebenes Konzept zur naturnahen Entwicklung der Gewässer,
dass die Quelle des Röbkebaches dauerhaft geschützt und freigelegt wird“, schreiben die Grünen.
Dass genau diesem Bach nun das Wasser größtenteils entzogen werden soll, liegt nach
Ansicht der Fraktion insbesondere an der Mineralwasserproduktion. Denn die
„Aufsalzung des Grundwassers“, die durch die vielen Zugriffe entsteht, werde
ausschließlich durch die Drosselung des Röbkebachs verhindert – nicht aber über die
Reduzierung anderer Entnahmen. Die Grünen verweisen auf die
Umweltverträglichkeitsprüfung zur dritten Drosselung, in der die „höhere Förderung an
Mineralwasser“ sogar ausdrücklich als Ziel genannt wird.
„Das ist nicht hinnehmbar“, schreibt Fraktionschefin Silke Welling. Der Röbkebach sei im Streit ums Grundwasser lediglich zwischen die Fronten geraten, weil er „zu viel Wasser fresse“ und künstlich entstanden sei. „Nahezu unsere gesamte Natur ist künstlich durch Menschenhand entstanden, wir nennen das Kulturlandschaften“, sagt Welling. Als Beispiele nennt sie unter anderem das Hiller Moor, die Lüneburger Heide, den HaukeHaien-Koog des Schimmelreiters und „jede Streuobstwiese“. Der Unterschied: „Diese Areale werden behütet und gepflegt.“ Der Röbkebach hingegen seit 2015 nicht mehr.
Dass der bisher letzte Rechtsstreit zwischen Mineralwasserfirmen und Kreis Herford zu
erlaubten Entnahmemengen in einem Vergleich endeten, halten die Grünen für
bezeichnend. Denn offenbar sollen nun nicht die Fördermengen der Konzerne reduziert,
sondern der Röbkebach ein viertes Mal gedrosselt werden. „Das hilft erst mal allen
weiter. Nur nicht dem Bach“, heißt es in der Stellungnahme.
Die Fraktion der Grünen fordert nun die zuständigen Behörden auf, jeglichen weiteren
Wasserentzug des Baches zu unterlassen, die vierte Drosselungsstufe nicht zu aktivieren und zusätzlich mindestens die dritte Drosselungsstufe zurückzunehmen. „Der
Röbkebach darf nicht weiter in Flaschen verfüllt werden“, heißt es abschließend.