Ein fester Blitzer für die Ellerbuscher Straße

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der NW vom 15.05.2024 (Artikel im ePaper der NW)

Autor: Felix Eisele

 
Mobiler Blitzer an der Ellerbuscher Straße. Ein Auto fährt vorbei.
Im September vergangenen Jahres gab es schon einen Testlauf mit einem mobilen Messgerät. Die Zahlen waren erschreckend hoch.
Mit der Aufstellung des Geräts findet eine lange Debatte um mehr Radfahrsicherheit ihr vorläufiges Ende. Etliche Maßnahmen wurden seit dem schweren Unfall 2021 (Artikel auf nw.de) bereits ergriffen. Eine Bedarfsampel ist aber vorerst vom Tisch.
 
Löhne. Vor gut zwei Monaten wurde an der Ellerbuscher Straße noch über eine Bedarfsampel für Radfahrer spekuliert. Jetzt aber steht fest, dass dieses Vorhaben endgültig gescheitert ist. Wie die Stadtverwaltung in einer Ratsvorlage mitteilt, haben sowohl die Kreispolizeibehörde als auch der Landesbetrieb Straßen NRW ihr Veto gegen eine solche Anlage eingelegt. Auf eine zusätzliche Sicherheit aber müssen Radfahrer dennoch nicht verzichten: Schon bald soll an der Kreuzung zur Ulenburger Allee ein fester Blitzer installiert werden.
 
Das Fundament ist schon im Boden, der Untergrund gepflastert, die Leitungen verlegt. Die Vorbereitungen zur Aufstellung einer „stationären Geschwindigkeitsüberwachungsanlage“, so die offizielle Bezeichnung, ist in vollem Gange. Die soll nach Willen des Kreises Herford künftig dazu beitragen, dass Autofahrer das gültige Tempolimit von 50 km/h einhalten – und damit einer langen Geschichte ein vorläufiges Ende setzen. Seit mittlerweile zweieinhalb Jahren ist die markante Stelle Gegenstand von Diskussionen. Nachdem im September 2021 eine damals 14-jährige Radfahrerin beim Überqueren der Ellerbuscher Straße von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden war, hatte sich eine breite Debatte um die Radfahrsicherheit vor Ort entsponnen. Auch, weil am fraglichen Punkt gleich mehrere Straßen und Wege aufeinandertreffen und Radfahrern in dieser unübersichtlichen Situation lediglich eine Mittelinsel ein wenig Sicherheit verschaffte. In einem gemeinsamen Kraftakt hatten Politik und Verwaltung – zum Teil in Kooperation mit der Kreispolizeibehörde Herford und gegen den ausdrücklichen Willen des Landesbetriebs Straßen NRW – mehrere Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt. Unter anderem wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Autofahrer auf 50 Kilometer pro Stunde gesenkt und neue Schilder und Markierungen angebracht. Entlang der Hauptstraße verhindert zudem eine Kette ein vorzeitiges Überqueren durch Radler.
 
Der künftige Blitzer vollendet nun das Bündel an Sicherheitsmaßnahmen. Zwar hätten manche Politiker und Radfahrexperten auch gerne eine Bedarfsampel verwirklicht, die aber fand bei übergeordneten Behörden keine Zustimmung. So vertritt etwa die Kreispolizeibehörde die Auffassung „dass mit den bisher erfolgten Maßnahmen an dieser Örtlichkeit die geeignete Lösung zu einer sicheren Querung geschaffen worden ist“, wie aus einer Stellungnahme hervorgeht. Zudem könnten Radfahrer – insbesondere bei geringem Verkehrsaufkommen – zu einem Überfahren des Rotlichts verleitet werden, was die Sicherheit wiederum beeinträchtige. Ähnlich äußert sich auch Straßen NRW.
 
Sowohl der Landesbetrieb als auch die Stadtverwaltung Löhne weisen zudem darauf hin, dass der neue Blitzer eine weitaus höhere Sicherheit biete. Durch die dauerhafte Tempo-Überwachung, so heißt es aus dem Rathaus, werde „die Anzahl der Verstöße erfahrungsgemäß erheblich abgesenkt und ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn erzielt“.
 
Davon geht auch der Kreis Herford aus. Schon im September vergangenen Jahres hatte er einen mobilen Blitzer an der Kreuzung aufgestellt. Innerhalb von nur vier Tagen löste das Messgerät stolze 156 Mal aus, der größte Verkehrssünder war dabei mit 91 km/h unterwegs. „Ein Blitzer erscheint hier als das beste Mittel, der hohen Zahl an Geschwindigkeitsübertretungen entgegenzuwirken“, sagt Kreissprecher Patrick Albrecht.
 
Zufrieden zeigt man sich über die Entscheidung in den Reihen der Löhner Grünen. Deren Fraktionsvorsitzende Silke Welling hatte die Debatte um mehr Radfahrsicherheit an der Ellerbuscher Straße seinerzeit erst angestoßen und in der Folge immer wieder auf die Tagesordnung gehoben. Auch einen Blitzer hatte sie kurz nach dem schweren Unfall bereits ins Spiel gebracht. „Heute können wir stolz sagen, dass alles umgesetzt wurde, was wir beantragt haben“, sagt Welling. Zwar hatte sie zuletzt auch eine Bedarfsampel gefordert. „Aber für unser ursprüngliches Ziel, für mehr Sicherheit zu sorgen, brauchen wir die nicht zwangsläufig. Da wird der Blitzer schon eine Menge bringen.“
 
Radfahrexperten hingegen bewerten die Maßnahme etwas skeptischer. „Die Blitzer-Lösung ist auf jeden Fall besser als die jetzige Situation“, sagt etwa Georg Hofemann vom ADFC. Dennoch hätte er es gerne gesehen, wenn an der Ellerbuscher Straße ein nützliches Instrument für Radfahrer installiert worden wäre. „So konzentriert man sich wieder auf den motorisierten Verkehr und wälzt die Verantwortung auf die Radfahrer ab.“ Unzufrieden aber ist er mit dem Blitzer dennoch nicht: „So halten sich die Autofahrer wenigstens ans Tempolimit.“
 
Wann der Blitzer tatsächlich aufgestellt wird und seine Arbeit aufnimmt, steht allerdings noch nicht fest. Laut Patrick Albrecht werden derzeit die technischen Voraussetzungen am künftigen Standort geschaffen. „Das geschieht durch Arbeiten einer externen Firma. Wir können daher noch nicht genau sagen, wann die Anlage in den Betrieb gehen wird.“ Lediglich eine Inbetriebnahme „in den nächsten Wochen“ könne er bestätigen.

Dieser Artikel wurde aktualisiert am 21.05.2024