
Bäder-Kompromiss spaltet die Politik
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der NW zur Verfügung gestellt. Dieser Artikel erschien ursprünglich in der NW (Artikel im ePaper der NW).
Mit einer deutlich abgespeckten und damit günstigeren Planung will die Stadtverwaltung endlich Schwung in ein neues Frei- und Hallenbad bringen. Eine Entscheidung aber wurde erneut vertagt.
Löhne. Die Frage nach dem „Ob“ ist längst beantwortet: Dass Löhne ein neues Frei- und Hallenbad bekommen soll, hat der Rat der Stadt Ende vergangenen Jahres nach langem Hin und Her mehrheitlich beschlossen. Das „Wie“ aber sorgt nach wie vor für Debatten unter allen Beteiligten. Und auch der Sportausschuss konnte sich am Donnerstag nicht zu einer gemeinsamen Linie in Sachen Ausstattung, Wasserflächen und Kosten durchringen. Dabei hatten Verwaltung und Planer durchaus Vorschläge unterbreitet, die sowohl den Nutzern als auch den finanziellen Mitteln der Stadt entgegenkommen.
Noch zu Beginn der Sitzung hatte sich Silke Welling, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, optimistisch gezeigt. „Ich bin guter Dinge, dass wir heute endlich mit einem Beschluss nach Hause gehen“, sagte sie. Und bezog ihre Hoffnung insbesondere auf eine deutliche abgespeckte Variante des Bäderneubaus, die den Ausschussmitgliedern präsentiert wurde. Eine solche hatten die politischen Gremien schließlich auch eingefordert, um einerseits die Bedarfe abzudecken, andererseits aber auch die Haushaltslage zu berücksichtigen.
Kein leichtes Unterfangen, wie Jens-Wilhelm Brand von der Firma Constrata klarstellte. „Eine Kostenersparnis funktioniert im Prinzip nur über eine Reduzierung der Wasserfläche“, erklärte er und legte damit den Finger in eine Wunde, die schon in den vergangenen Jahren in der Bäderdebatte immer wieder für Schmerzen gesorgt hatte. So hatte unter anderem der SC Aquarius stets für größere Flächen zugunsten des Schwimmsports plädiert, manche politische Vertreter sahen zudem die Attraktivität für Bürgerinnen und Bürger gefährdet.
Das Modell, das Brand nun präsentierte, konnte dementsprechend als Kompromiss gewertet werden. Im künftigen Hallenbad würde er die Wasserfläche insbesondere beim Kurs- und Lehrbecken um 50 Quadratmeter reduzieren, das Mehrzweckbecken hingegen bliebe mit weiterhin sechs Bahnen unangetastet. Ein Kleinkinderbecken wäre ebenso Bestandteil des Bades wie eine Sprunganlage. Letztere war nicht nur der DLRG zur Ausbildung ihrer Rettungstaucher wichtig, sondern wegen der höheren Wassertiefe auch für Schwimmabzeichen erforderlich.
Beim Freibad indes würden die Einschnitte etwas tiefer ausfallen. Zwar ist dort weiterhin eine Rutsche am Mehrzweckbecken geplant. Durch den Verzicht auf eine Sprunganlage aber könnte nicht nur die Wasserfläche um 285 Quadratmeter reduziert, sondern auch die Wassertiefe auf durchgehend 1,35 Meter begrenzt werden. Ein kleineres Kinderbecken würde weitere Kosten sparen.
Deutschlandweit rückläufige Besucherzahlen
Brand hält die Verkleinerung für vertretbar. „Freibäder verzeichnen deutschlandweit signifikant rückläufige Besucherzahlen“, sagt er. Mit den abgespeckten Plänen werde diesen immer noch etwas geboten und zeitgleich viel Geld eingespart. Auch die Verwaltung plädiert für den Gesamtvorschlag, um endlich eine Planung zu haben und den nächsten Schritt gehen zu können. „Ein möglicher Verzicht auf bestimmte Ausstattungsmerkmale ist auch nach Abschluss der Vorplanung noch immer möglich“, sagt Sportdezernent Matthias Döding.
Allerdings hatten beide Vertreter die Rechnung ohne die politischen Fraktionen gemacht. So meldete die SPD noch Beratungsbedarf an. Das Freibad erschien den Genossen zu klein, wie Fraktionschef Wolfgang Böhm erklärte: „Nicht dass wir am Ende bei schönem Wetter Besucher nach Hause schicken müssen.“
Genau dafür sprachen sich derweil CDU und Löhner Bürger-Allianz aus. „Vielleicht hat sich die Haushaltslage ja noch nicht bei allen herumgesprochen, aber für solche Projekte haben wir einfach kein Geld“, sagte etwa LBA-Chef Hermann Ottensmeier und plädierte dafür, gleich komplett auf ein Freibad zu verzichten. Laut Jens-Wilhelm Brand würde das Kosten von vier bis fünf Millionen Euro sparen. Andre Schröder erklärte für die Christdemokraten ebenfalls, man müsse sich auf die Pflichtaufgaben konzentrieren. „Und da gehört ein Freibad einfach nicht zu.“ Schröder ging sogar noch einen Schritt weiter und stellte auch das Kleinkinderbecken im Hallenbad infrage. Die Grünen hingegen wollten sich darauf nicht einlassen. „Auch wenn es keine Pflicht ist, sollten wir den Löhnerinen und Löhnern und insbesondere den Familien und sozial Schwachen hier eine schöne Freizeitaktivität anbieten können“, sagt Silke Welling. Ähnlich äußerte sich Ralf Jaworski für die SPD. Was Andre Schröder mit der Einschätzung konterte: „Andere Städte haben auch schöne Bäder, da können sie hinfahren.“
Eine Entscheidung wurde am Ende nicht getroffen. Die soll nun erst am Mittwoch, 26. März, im Rat fallen. Matthias Döding zeigt sich optimistisch, dass das auch wirklich passiert. „Dann kann es endlich mal vorangehen.“ Allerdings wäre ein Baustart selbst mit einem ambitionierten Zeitplan frühestens im August 2027 möglich. Ungeklärt ist bislang auch die Finanzierung. Im aktuellen Haushalt ist der Bäderbau laut Kämmerin Andrea Linnemann noch nicht eingeplant, weil es bislang keinen Beschluss gab. „Grundsätzlich dürfen wir aber trotz Haushaltssicherung ein Bad bauen, weil Schulschwimmen zu unseren Pflichtaufgaben gehört“, sagt sie.